top of page
AutorenbildBill Staub

Wie der Group-CEO mit Druck umgeht



Die «BOBST»-Gruppe» produziert Hochleistungsanlagen für Druck, Beschichtung und Laminierung sowie Schneiden, Falten und Kleben von Papier, Textilien und Verpackungen und ist globaler Leader im Bereich Packaging-Technologien. Rund 60 % aller Pakete weltweit werden mit «BOBST»-Maschinen hergestellt. Die familiengeführte Unternehmensgruppe beschäftigt über 6000 Angestellte in über 50 Ländern dieser Welt. An der Spitze dieser Erfolgsgeschichte steht die Familie Bobst, welche seit über 130 Jahren die Firma führt und stetig weiterentwickelt hat. Ich kenne Jean-Pascal Bobst seit Jahren persönlich, da wir im Bereich Digitalisierung schon länger geschäftlich zusammenarbeiten. Da ich von seinem Führungsstil, seiner visionären und trotzdem demütigen Art beeindruckt bin, war Jean-Pascal Bobst auf meiner Liste der Interviewkandidaten ganz oben. Er hat nicht nur einen enormen Erfahrungsschatz im relevanten Fachbereich, sondern er schafft es auch, die Firma in der vierten Generation erfolgreich durch die krisengeschüttelte Branche zu navigieren. Im Interview konnte ich Jean-Pascal zu Themen wie Erfolg, Nachhaltigkeit und Werte befragen. Da meine Französischkenntnisse nicht besonders groß sind, wurde das Interview in Englisch geführt und später ins Deutsche übersetzt.


Bill Staub: Jean-Pascal, erst kürzlich durftest du den Aktionären und Medien die aktuellen Rekordumsätze präsentieren und verkünden, dass für letztes Jahr nebst den üblichen Dividenden sogar eine Sonderdividende ausgezahlt werden kann. Ich bin begeistert zu sehen, wie die Firma sich stetig weiterentwickelt und die Leader-Rolle sogar ausbaut. Jean-Pascal, was bedeutet der Erfolg des Familienunternehmens für dich persönlich?


Jean-Pascal Bobst: The success of the family business is a long-term project, close to my heart, which requires dedication, passion and the desire to keep the flame alive in all those who work hard towards its success. As you know, on 12 December 2022, SIX Exchange Regulation Ltd approved the delisting of the company. JBF (holding family) now holds approximately 85.29 % of Bobst Group's shares. You may wonder why BOBST’s majority shareholders chose to go private. It has a strong strategic rationale. It will give the company and the 5th generation of the family’s main owners the best possible conditions to focus on the long term, to execute its digital transformation, and to maintain its role as a key anchor of the industrial base in Switzerland. It is a token of the 4th and 5th generations’ dedication to the company, of their recognition and gratitude for its employees’ and predecessors’ work which made BOBST what it is today. Bobst Group continues to be managed by a majority of independent members of the Board of Directors alongside family board members, without any change in its strategy nor governance, as it is today. In 2023 we paid a regular dividend and an extraordinary dividend.

Making this move of going private had been on my mind for a long time to perpetuate my great-grandfather’s business. My vision is that of a family business with an «esprit d’entrepreneur» which should be a strong «channel for value creation», human, and technical, for innovation and which brings financial value to each shareholder and family member and lead us to sustainable success.


Der Erfolg des Familienunternehmens ist ein langfristiges Projekt, das mir sehr am Herzen liegt und das Engagement, Leidenschaft und den Wunsch erfordert, die Flamme in all jenen am Leben zu erhalten, die hart für den Erfolg arbeiten. Wie du weißt, hat die SIX Exchange Regulation AG am 12. Dezember 2022 die Dekotierung des Unternehmens genehmigt. JBF (Holding-Familie) hält nun rund 85,29 % der Aktien der Bobst Group. Du wirst dich vielleicht fragen, warum sich die Mehrheitsaktionäre von BOBST für die Privatisierung entschieden haben. Dafür gibt es starke strategische Gründe. Es bietet dem Unternehmen und der fünften Generation der Haupteigentümerfamilie die bestmöglichen Voraussetzungen, um sich langfristig zu orientieren, die digitale Transformation zu vollziehen und die Rolle als wichtiger Anker der industriellen Basis in der Schweiz zu erhalten. Es ist ein Zeichen des Engagements der vierten und fünften Generation für das Unternehmen, der Anerkennung und des Dankes für die Arbeit der Mitarbeitenden und Vorgänger, die BOBST zu dem gemacht haben, was es heute ist. Die BOBST-Gruppe wird weiterhin von einer Mehrheit unabhängiger Verwaltungsratsmitglieder neben den Familienmitgliedern geführt, ohne dass sich die Strategie und die Unternehmensführung ändern. Im Jahr 2023 haben wir eine reguläre und eine außerordentliche Dividende ausgeschüttet. Den Schritt, in die Privatwirtschaft zu gehen, hatte ich schon lange im Sinn, um das Unternehmen meines Urgroßvaters weiterzuführen. Meine Vision ist die eines Familienunternehmens mit «Unternehmergeist», das ein starker Kanal für Wertschöpfung sein sollte, sowohl in menschlicher als auch in technischer Hinsicht, für Innovationen, die jedem Aktionär und jedem Familienmitglied finanziellen Gewinn bringen und uns zu nachhaltigem Erfolg führen.


Bill Staub: Wie schon deine Vorfahren bist du jeden Tag mit Herzblut bei der Arbeit und trägst aktiv und mit viel Passion zum Gelingen der Firma bei. Gleichzeitig stehst du klar zu deinem Glauben an Jesus Christus und seinem Wirken. Hat der Erfolg in der Firma auch etwas mit dem Glauben und den gelebten christlichen Werten zu tun?


Jean-Pascal Bobst: On July 25, 2022, I told the newspaper Handelszeitung that I will not sell the company as long as I live. … Crisis or not crisis, the perennity of the company is foremost and I include God in the conduct of business. I am a committed Christian, I pray and listen to God to test my decisions. Faith and being a Christian are a choice of life, not an obligation. If the company's board members and management shared these values of faith, I would aspire to do so with them. During the crises the Group went through in the last 15 years, I kept my trust in God and tried to rigorously implement His strategy. «When it comes to prosperity, there are two ways of looking at it: either you believe in the values of the world, or you believe in those of the Kingdom of God. Only our Father works on a supernatural basis, with the values of the Kingdom. And that's what God wants to bring to His people today, even more so in our crisis-ridden economy.» These values are meant as well to bring strong results and increased wealth to all stakeholders which can then be distributed further in many ways.


Jean-Pascal Bobst: Am 25. Juli 2022 sagte ich gegenüber der Handelszeitung, dass ich das Unternehmen nicht verkaufen werde, solange ich lebe. … Krise hin oder her, der Fortbestand des Unternehmens steht an erster Stelle, und ich beziehe Gott in die Führung der Geschäfte ein. Ich bin ein überzeugter Christ, ich bete und höre auf Gott, um meine Entscheidungen zu prüfen. Der Glaube und das Christsein ist eine Lebensentscheidung, keine Verpflichtung. Wenn die Vorstandsmitglieder und die Geschäftsleitung des Unternehmens diese Glaubenswerte teilen würden, würde ich danach streben, es mit ihnen zu tun. Während der Krisen, die der Konzern in den letzten 15 Jahren durchgemacht hat, habe ich mein Vertrauen in Gott bewahrt und versucht, seine Strategie konsequent umzusetzen: «Wenn es um Wohlstand geht, gibt es zwei Betrachtungsmöglichkeiten: Entweder man glaubt an die Werte der Welt, oder man glaubt an die Werte des Reiches Gottes. Nur unser himmlischer Vater arbeitet auf einer übernatürlichen Basis, mit den Werten des Reiches Gottes. Und das ist es, was Gott seinem Volk heute bringen will, erst recht in unserer krisengeschüttelten Wirtschaft.» Diese Werte sollen auch allen Beteiligten gute Ergebnisse und mehr Wohlstand bringen, der dann auf vielfältige Weise weiterverteilt werden kann.


Bill Staub: Mich beeindruckt vor allem auch dein Umgang mit den Mitarbeitenden – mit viel Feingefühl, Unterstützung und Demut befähigst du deine Crew zu Höchstleistungen. In den Medien konnte man schon lesen, dass du beispielsweise für Mitarbeitende in Not betest und Gott mit dir zur Arbeit kommt. Ist das ein Erfolgsgeheimnis?


Jean-Pascal Bobst: I base my life on our God, the Father and I pray for the company and the employees. Finding the right way to lead and conduct a business, to manage crises makes you very humble as you learn every day that you cannot manage the economy or the world evolution. So, who am I to pretend knowing best what to decide? Developing a strategy with the right hope, values and profitability in mind as a result is essential. Faith helps me to make my decisions with wisdom and to care for the employees’ wellbeing. There are many advantages to work for BOBST for career development, lifestyle (private and professional), health; while we are very demanding and always striving for better results, strong respect and empathy are key values in our company. The human touch and the extra mile are always present as taking care of our employees is part of our human values.

Jean-Pascal Bobst: Ich gründe mein Leben auf Gott, unseren Vater, und ich bete für das Unternehmen und die Mitarbeitenden. Die Suche nach dem richtigen Weg, ein Unternehmen zu führen und Krisen zu bewältigen, macht einen sehr demütig, denn man lernt jeden Tag, dass man weder die Wirtschaft noch die Weltentwicklung steuern kann. Wer bin ich also, dass ich so tue, als wüsste ich am besten, was zu entscheiden ist? Die Entwicklung einer Strategie mit der richtigen Hoffnung, den richtigen Werten und der daraus resultierenden Rentabilität ist unerlässlich. Der Glaube hilft mir, meine Entscheidungen mit Weisheit zu treffen und für das Wohlergehen der Mitarbeitenden zu sorgen. Mit Blick auf Karriereentwicklung, Lebensstil (privat und beruflich) und Gesundheit hat es viele Vorteile, bei BOBST zu arbeiten. Wir sind zwar sehr anspruchsvoll und streben immer nach besseren Ergebnissen, aber Respekt und Einfühlungsvermögen sind die wichtigsten Werte in unserem Unternehmen. Die menschliche Note und die Extrameile sind immer präsent, da die Sorge um unsere Mitarbeiter Teil unserer menschlichen Werte ist.


Bill Staub: Kannst du Beispiele nennen, wo du konkret das Wirken Gottes im Tagesgeschäft erlebt hast?


Jean-Pascal Bobst: My prayer is to speak about Jesus every day to someone, through a smile, a word, feedback, or even praying and sharing testimonies. The first time was when we made the inauguration back in 2012 of the new building in Mex. In front of family members, officials, top managers, I took 15 min to share my testimony, to thank our parents for the legacy, to share my view on which I would seek to make decisions for the company, based on the Bible: that the company was not ours, but His and all the glory goes to God. That we will have major challenges and crises, but seeking for His wisdom, we will always be able to find solutions to keep this legacy as a blessing from generation to generation. Every day, people outside and inside the company pray for the Group, for all employees, for good leadership and increased care for one another while increasing value and profit ...

 Jean-Pascal Bobst: Mein Gebet ist es, jeden Tag mit jemandem über Jesus zu sprechen, durch ein Lächeln, ein Wort, ein Feedback oder sogar durch Gebete und Zeugnisse. Das erste Mal war 2012, als wir das neue Gebäude in Mexiko einweihten. Vor Familienmitgliedern, Funktionären und Topmanagern nahm ich mir 15 Minuten Zeit, um mein Zeugnis zu geben, unseren Eltern für das Erbe zu danken und meine Sichtweise darzustellen , nach der ich versuche, Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen, die auf der Bibel basieren: dass das Unternehmen nicht uns gehört, sondern ihm, und dass alle Ehre Gott gehört. Dass wir vor großen Herausforderungen und Krisen stehen werden, aber dass wir auf der Suche nach Seiner Weisheit immer in der Lage sein werden, Lösungen zu finden, um dieses Erbe als Segen von Generation zu Generation weiterzugeben. Jeden Tag beten die Menschen außerhalb und innerhalb des Unternehmens für die Firma, für alle Mitarbeitenden, für eine gute Führung und eine verstärkte Fürsorge füreinander, bei gleichzeitiger Steigerung von Wert und Gewinn ...


Bill Staub: Unternehmer, welche nach den biblischen Prinzipien leben, scheinen die idealen Voraussetzungen zu haben, um erfolgreich zu sein. Ich versuche im neuen Buch die wichtigsten Zusammenhänge, also die «Secret Sauce», zusammenzutragen. Welche Prinzipien sind aus Sicht Jean-Pascal Bobsts für den Erfolg als Unternehmer besonders wichtig?


Jean-Pascal Bobst: … we should first define what is «success» to answer your questions. But I will not state that Christian leaders are more successful than others; unfortunately, it is often not the case. To have a winning management team, we need to know one another with humility, we must accept to question ourselves, be humble, reinforce leadership and excellence, be accountable, fully share the vision and strategy and also enjoy life every day. To be a good leader, you need to fit 3 dimensions: first excel in your technical domain, second, know your industry inside out and third, be humble, lead by example. Forgiveness increases your empathy, «results and heart». This is where God intervenes, putting the ego on the side and searching all the time for empowering the other and making him succeed – a servant leadership. Be simple and true; which requires maturity inside and balance between ego, business ambition and results, heart, spirit, family well-being, health … be resilient and persevering, resistant to criticism, to tiredness. Foremost be passionate for God, people, and your domain of expertise (du Savoir, des Hommes et des Valeurs). The bigger your faith, your family stability, your well-being and health, the bigger your success in business.

Jean-Pascal Bobst: Wir sollten zunächst definieren, was Erfolg ist, um deine Fragen zu beantworten. Aber ich will nicht behaupten, dass christliche Führungskräfte erfolgreicher sind als andere; das ist leider oft nicht der Fall. Um ein erfolgreiches Führungsteam zu haben, müssen wir einander in Demut kennenlernen, uns selbst hinterfragen können, bescheiden sein, Führung und Exzellenz stärken, rechenschaftspflichtig sein, die Vision und die Strategie voll und ganz kommunizieren und das Leben jeden Tag genießen. Um eine gute Führungspersönlichkeit zu sein, musst du drei Dimensionen erfüllen: Erstens musst du dich in deinem Fachgebiet auszeichnen, zweitens musst du deine Branche in- und auswendig kennen, und drittens musst du bescheiden sein und mit gutem Beispiel vorangehen. Vergebung erhöht dein Einfühlungsvermögen, «Ergebnisse und Herz». An dieser Stelle greift Gott ein, wenn du das Ego beiseiteschiebst und dich stets bemühst, den anderen zu stärken, dem anderen zum Erfolg zu verhelfen – eine dienende Führung. Sei einfach und wahrhaftig, was innere Reife und ein Gleichgewicht zwischen Ego, geschäftlichem Ehrgeiz und Ergebnissen, Herz, Geist, familiärem Wohlergehen und Gesundheit erfordert. .... Sei widerstandsfähig und ausdauernd, widerstandsfähig gegenüber Kritik und Müdigkeit. Sei in erster Linie leidenschaftlich für Gott, die Menschen und dein Fachgebiet (frei nach dem Motto der Firma BOBST: «du Savoir, des Hommes et des Valeurs»). Je größer dein Glaube, deine familiäre Stabilität, dein Wohlbefinden und deine Gesundheit sind, desto größer ist dein Erfolg im Geschäft.


Bill Staub: Vielen Dank für das Interview!

0 Ansichten0 Kommentare

Comments


bottom of page